DatenCHECK 4/2023

Private und kirchliche Hochschulen

Unter den nicht-staatlichen Hochschulen in Deutschland haben insbesondere Hochschulen in privater Trägerschaft in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen – wie kürzlich auch vom Statistischen Bundesamt berichtet. Entgegen dem Trend rückläufiger Studierendenzahlen steigt dort die Anzahl der Studierenden. Standen private Hochschulen früher für Elitebildung, liegt ihr Erfolgsgeheimnis heutzutage in der Erschließung neuer Zielgruppen, bzw. dem Bedienen von Studierenden-Nachfrage, die von den staatlichen Hochschulen nicht hinreichend abgedeckt wird. Dies beinhaltet beispielsweise die Nachfrage nach Teilzeitstudium oder auch nach Studienplätzen in Fächern mit weitreichenden Zulassungsbeschränkungen wie Medizin und Psychologie/Psychotherapie bzw. Wirtschaftspsychologie. Eine weitere Kategorie nicht-staatlicher Hochschulen stellen Hochschulen in kirchlicher Trägerschaft dar. Diese haben seit über 100 Jahren ihren Platz im deutschen Hochschulsystem. Ihre Aufgabe besteht zum Teil in der Nachwuchsausbildung für die Kirchen (Theologie, Kirchenmusik), sie bieten aber oft auch Fächer aus den Bereichen Soziale Arbeit, Gesundheit & Pflege, Erziehung & Bildung (SAGE) an.

Dieser DatenCHECK soll allen Interessierten einen ersten Überblick über die nicht-staatlichen Hochschulen (Universitäten, Hochschulen für angewandte Wissenschaften, künstlerische Hochschulen), auch im Vergleich zu den staatlichen Hochschulen bieten. Verwaltungshochschulen (die fast ausschließlich in staatlicher Trägerschaft sind) wurden bei der Auswertung weitgehend außen vor gelassen.

Hochschultyp und Trägerschaft

Stand Oktober 2023 sind knapp zwei Drittel (273) der 427 im HRK Hochschulkompass gelisteten Hochschulen in Deutschland in staatlicher Trägerschaft, 27 Prozent (116) in privater und neun Prozent (38) in kirchlicher. Die Daten der Verwaltungshochschulen wurden für diese Auswertung mit einbezogen.

Unter den privaten Hochschulen dominieren die Fachhochschulen / HAW (77,6 % aller Einrichtungen), auch bei den kirchlichen Hochschulen stellen FH/HAW die größte Gruppe dar (44,7 %). Unter den kirchlichen Hochschulen findet sich auch ein erheblicher Anteil (21,1 %) künstlerischer Hochschulen – meist Hochschulen für Kirchenmusik.

Zum WS 2022/23 waren zwölf Prozent aller Studierenden an deutschen Hochschulen an privaten Hochschulen eingeschrieben, rund ein Prozent an kirchlichen Hochschulen.





Geografische Lage

Die beiden Karten zeigen die verschiedenen Standorte der privaten und kirchlichen Hochschulen in Deutschland. Die zwei privaten Hochschulen in Deutschland mit jeweils über 30 Standorten, die IU und die FOM, wurden hier nur mit ihren jeweiligen Hauptstandorten (Erfurt bzw. Essen) dargestellt.

Auffällig ist, dass in Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Bremen, Thüringen und dem Saarland keine kirchlichen Hochschulen existieren.

Die Karte für die privaten Hochschulen zeigt eine Konzentration von Standorten in den Großstädten Hamburg, Berlin, Köln, Frankfurt und München. Das nebenstehende Balkendiagramm "Einwohnerzahl der Hochschulstandorte nach Trägerschaft" belegt ebenfalls, dass sich die Standorte privater Hochschulen auf Städte mit über 500.000 Einwohnern konzentrieren.

Kirchliche Hochschulen verteilen sich dagegen recht gleichmäßig auf Orte verschiedener Größenklassen. Staatliche Hochschulen haben, ähnlich wie die privaten Einrichtungen, ebenfalls häufig Standorte in sehr großen Städten, aber auch häufiger in Städten mit 50.000-100.000 Einwohnern.



Gründungsjahre

Die nebenstehende Abbildung zeigt die Gründungsjahre der im August 2023 im HRK Hochschulkompass erfassten privaten, kirchlichen und staatlichen Hochschulen (ohne Verwaltungshochschulen).

Bei den privaten Hochschulen wird eine starke Zunahme der Gründungen ab den 1990er Jahren sichtbar.

Von den staatlichen Hochschulen (insbesondere den Universitäten) existiert eine nicht unerhebliche Anzahl teilweise schon seit dem Mittelalter bzw. dem 19. Jahrhundert. Einige staatliche Hochschulen wurden auch kurz nach dem 2. Weltkrieg gegründet. Die Welle der (Fach-)Hochschulgründungen in den 60er und 70er Jahren ist deutlich erkennbar sowie die der (Neu-)Gründungen nach der Wende.

Die Gründungsdaten der kirchlichen Hochschulen verteilen sich dagegen relativ gleichmäßig über die Zeit.



Studierende und Studienangebote

Die Anzahl der Studierenden je Einrichtung unterscheidet sich erheblich zwischen den privaten, kirchlichen und staatlichen Hochschulen. Wie das Balkendiagramm zeigt, fallen die meisten privaten Hochschulen in die Kategorie 500-999 Studierende. Über die Hälfte der kirchlichen Hochschulen hat dagegen weniger als 250 Studierende, 15 davon sogar weniger als 100 Studierende. Der überwiegende Anteil der staatlichen Hochschulen hat dagegen über 5.000 oder sogar über 10.000 Studierende.

Dies korrespondiert auch mit der Anzahl der Studienangebote je Hochschule: Private und kirchliche Hochschulen bieten selten mehr als 20 verschiedene Studiengänge an, die große Mehrheit der staatlichen Hochschulen dagegen über 20 Studiengänge. Über 60 staatliche Hochschulen (mehrheitlich Universitäten) bieten sogar über 100 Studiengänge an.



Studierende nach Fächergruppen

Bei den Hochschulen aller drei Trägerschaften stellen die Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften die größte Fächergruppe dar.

An den staatlichen Universitäten werden die Ingenieurwissenschaften allerdings fast genauso häufig (29 % der Studierenden) studiert wie die Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. An privaten Hochschulen sind immerhin noch 13 Prozent der Studierenden den Ingenieurwissenschaften zuzuordnen.

An den kirchlichen Hochschulen belegen 14 Prozent der Studierenden Fächer aus dem Bereich "Medizin, Gesundheitswissenschaften" (z.B. Pflege) und 13 Prozent geisteswissenschaftliche Fächer (z.B. Theologie).



Das Fächerspektrum unterscheidet sich allerdings nicht nur nach Hochschulträgerschaft sondern auch nach Hochschultyp, wie die unten stehenden Diagramme zeigen. Beispielsweise dominieren an kirchlichen Universitäten die Geisteswissenschaften (z.B. Theologie), während sie an kirchlichen HAW nur eine untergeordnete Rolle spielen.

Weiterführende Informationen

Vorstellung der Strukturanalyse im Rahmen der nsh-inno-Talks

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