DatenCHECK 1/2022

Erstmals mehr weibliche als männliche Studierende an deutschen Hochschulen

Im Wintersemester 2021/22 waren nach Daten des Statistischen Bundesamtes erstmals mehr weibliche als männliche Studierende an deutschen Hochschulen eingeschrieben. Von insgesamt 2.946.141 Studierenden waren im vergangenen Wintersemester 1.478.134 weiblich und 1.468.007 männlich, der Frauenanteil liegt damit bei 50,2 Prozent. Das Statistische Bundesamt unterscheidet dabei bei den Geschlechterkategorien nur nach männlich und weiblich, laut der Fachserie 11 Reihe 4.1 (S. 6) werden „Personen mit den Geschlechtsangaben „divers“ und „ohne Angabe“ (nach § 22 Absatz 3 Personenstandsgesetz) in Geheimhaltungsfällen per Zufallsprinzip dem männlichen oder weiblichen Geschlecht zugeordnet.“

Die zeitliche Analyse der Studierendenzahlen seit dem Wintersemester 1998/99 in der folgenden Abbildung illustriert, dass bei den Studierenden zum ersten Mal ein Frauenanteil von mehr als 50 Prozent vorliegt. Insgesamt ist der Frauenanteil bei den Studierenden in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen, so lag dieser im Wintersemester 1998/99 noch bei nur 44,5 Prozent. Damit folgt die Entwicklung einem Trend, der in den vergangenen Jahren schon bei den Zahlen zu Studienanfänger*innen (im ersten Hochschulsemester) sichtbar wurde. Seit dem Wintersemester 2016/17 nehmen durchweg mehr Frauen als Männer ein neues Studium an Hochschulen in Deutschland auf.

Bei einem tieferen Blick auf die Studierendenzahlen wird ersichtlich, dass sich die Frauenanteile räumlich und besonders in einzelnen Studienfächern deutlich unterscheiden. Im Vergleich der verschiedenen Bundesländer sticht vor allem das Bundesland Thüringen mit einem Frauenanteil von 59,5 Prozent heraus. Dies ist insbesondere durch einen hohen Frauenanteil (64,8 %) an der privaten IU Internationalen Hochschule (mit Sitz in Erfurt) zu erklären, die mit insgesamt 75.064 Studierenden einen sehr großen Anteil aller gezählten Studierenden im Bundesland Thüringen stellt. Betrachtet man nur die staatlichen Hochschulen in Thüringen, liegt der Frauenanteil bei 50,7 Prozent. Auch in den anderen ostdeutschen Bundesländern (außer Sachsen) studieren insgesamt mehr Frauen als Männer. In den westdeutschen Bundesländern Nordrhein-Westfalen, Saarland, Baden-Württemberg, Bayern, Hessen und Schleswig-Holstein studieren derzeit hingegen noch etwas mehr Männer als Frauen. Ein Blick auf die 20 beliebtesten Studienfächer in Deutschland macht zudem deutlich, dass es immer noch Disziplinen gibt, in denen vorwiegend Männer oder vorwiegend Frauen studieren. In den Fächern Germanistik/Deutsch, Erziehungswissenschaft (Pädagogik), Soziale Arbeit, Psychologie und Anglistik/Englisch liegt der Frauenanteil bei über 70 Prozent. Besonders niedrig ist der Frauenanteil dagegen in den Fächern Informatik, Elektrotechnik/Elektronik und Maschinenbau/-wesen (unter 20 Prozent). In den Wirtschaftswissenschaften bzw. in der Betriebswirtschaftslehre oder im Fach Mathematik liegt dagegen ein eher ausgeglichenes Verhältnis vor.

In Deutschland kamen im Jahr 2021 zudem insgesamt auch mehr Frauen zu einem Studienabschluss als Männer. Dies zeigt eine zusätzliche Analyse der Prüfungsstatistik des Statistischen Bundesamtes für das Jahr 2021. Insgesamt liegt bei den bestandenen Abschlussprüfungen ein Frauenanteil von 52,9 Prozent vor. Die folgende Tabelle zeigt, dass dabei jedoch große Unterschiede bezüglich den Abschlussarten existieren. Der höchste Frauenanteil wird mit 73,7 Prozent bei den Lehramtsprüfungen erreicht. Zudem haben etwas mehr Frauen ein Bachelorstudium (ohne Lehramtsstudiengänge) abgeschlossen als Männer. Bei den weiterführenden Abschlüssen ist dies jedoch nicht der Fall, insgesamt haben mehr Männer im Jahr 2021 ein Masterstudium (ohne Lehramtsstudiengänge) oder eine Promotion abgeschlossen als Frauen.

Verbesserungspotenzial bezüglich des Frauenanteils zeigt sich insbesondere noch beim hochschulischen Lehrpersonal in Deutschland. Wie die folgende Tabelle illustriert, waren laut der Hochschulpersonalstatistik des Statistischen Bundesamtes in Deutschland im Jahr 2021 nur 44,1 Prozent aller hauptberuflichen wissenschaftlichen und künstlerischen Mitarbeiter*innen weiblich. Besonders unterrepräsentiert sind Frauen jedoch bei den hauptberuflichen Professor*innen (27,2 Prozent). Damit ist nur etwa ein Viertel der hauptberuflichen Professor*innen in Deutschland weiblich. Eine zusätzliche CHE Analyse zeigt zudem, dass im Jahr 2021 auch nur rund ein Viertel (24,9 Prozent) der deutschen Hochschulleitungen an staatlichen Hochschulen weiblich waren.

Detaillierte Betrachtungen für einzelne Bundesländer können individuell auf den Bundesländerseiten im Portal CHE Hochschuldaten vorgenommen worden. Dabei kann pro Bundesland die zeitliche Entwicklung des Frauenanteils bei Studierenden, Studienanfänger*innen, Abschlüssen und beim hochschulischen Lehrpersonal eingesehen werden.

Datenquellen

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