DatenCHECK 1/2025

Private und kirchliche Hochschulen

Der Sektor der nicht-staatlichen Hochschulen, also Hochschulen in kirchlicher oder privater Trägerschaft, hat in den letzten Jahren in Deutschland an Bedeutung gewonnen, insbesondere der private Sektor. Private Hochschulen stellen in Deutschland 26 Prozent aller Hochschulen und immatrikulierten im WS 2023/24 rund 13 Prozenten aller Studierenden. Die weitaus meisten privaten Hochschulen wurden in den 1990er bis 2010er-Jahren gegründet. Drei Viertel der privaten Hochschulen sind Hochschulen für angewandte Wissenschaften. Die Standorte der privaten Hochschulen sind oft in Städten mit über 500.000 Einwohnern zu finden. Knapp 70 Prozent der Studierenden an privaten Hochschulen studieren ein Fach aus der Fächergruppe Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften.

Dieser DatenCHECK stellt grundlegende Daten für den Sektor der nicht-staatlichen Hochschulen dar, auch im Vergleich zu den staatlichen Hochschulen. Es handelt sich dabei um ein Update des im Jahr 2023 veröffentlichten DatenCHECK 4/2023: Private und kirchliche Hochschulen.

Hochschultyp und Trägerschaft

Stand Dezember 2024 sind 110 (26 %) der insgesamt 423 im HRK Hochschulkompass gelisteten Hochschulen in Deutschland in privater Trägerschaft. Das sind sechs weniger als noch im Oktober 2023. Weitere 38 Hochschulen (9 %) sind in kirchlicher Trägerschaft. Knapp zwei Drittel (65 %) der Hochschulen in Deutschland (275 Einrichtungen) sind in staatlicher Trägerschaft (inkl. Verwaltungshochschulen). Zum WS 2023/24 waren dreizehn Prozent (372.887) aller Studierenden an deutschen Hochschulen an privaten Hochschulen eingeschrieben, rund ein Prozent (31.085) an kirchlichen Hochschulen. Auf die staatlichen Hochschulen entfielen 86 Prozent der Studierenden (2.464.339).

Unter den privaten Hochschulen dominieren, mit 75,5 Prozent aller Einrichtungen, die Fachhochschulen / Hochschulen für angewandte Wissenschaften (FH/HAW). Der Anteil der Universitäten ist gegenüber einem Jahr zuvor leicht von 17 auf 19 Prozent gestiegen.

Auch unter den kirchlichen Hochschulen stellen FH/HAW die größte Gruppe dar (44,7 %). Unter den kirchlichen Hochschulen findet sich aber auch ein erheblicher Anteil (21,1 %) künstlerischer Hochschulen (z.B. für Kirchenmusik).

Von den staatlichen Hochschulen sind 37,1 Prozent FH/HAW, weitere 32,0 Prozent sind Universitäten. Verwaltungshochschulen gibt es nur in staatlicher Trägerschaft.

Geografische Lage

Die beiden Karten zeigen die verschiedenen Standorte der privaten und kirchlichen Hochschulen in Deutschland. Die zwei privaten Hochschulen in Deutschland mit jeweils über 30 Standorten, die IU und die FOM, wurden hier nur mit ihren jeweiligen Hauptstandorten (Erfurt bzw. Essen) dargestellt.

Die Karte für die privaten Hochschulen zeigt eine Konzentration von Privathochschul-Standorten in den Großstädten Hamburg, Berlin, Köln, Frankfurt und München. Das nebenstehende Balkendiagramm "Einwohnerzahl der Hochschulstandorte nach Trägerschaft" belegt ebenfalls, dass sich die Standorte privater Hochschulen auf Städte mit über 500.000 Einwohnern konzentrieren.

Kirchliche Hochschulen verteilen sich dagegen recht gleichmäßig auf Orte verschiedener Größenklassen. Staatliche Hochschulen haben, ähnlich wie die privaten Einrichtungen, ebenfalls häufig Standorte in sehr großen Städten, aber auch häufiger in Städten mit 50.000-100.000 Einwohnern.

Auffällig ist, dass in Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Bremen, Thüringen und dem Saarland keine kirchlichen Hochschulen existieren.

Gründungsjahre

Die nebenstehende Abbildung zeigt die Gründungsjahre der im Dezember 2024 im HRK Hochschulkompass geführten privaten, kirchlichen und staatlichen Hochschulen (ohne Verwaltungshochschulen). Hochschulen, die im Betrachtungszeitraum gegründet wurden, aber mittlerweile nicht mehr existieren, sind also nicht mit erfasst.

Bei den privaten Hochschulen wird eine starke Zunahme der Gründungen ab den 1990er Jahren sichtbar. Einige weitere private Hochschulen haben mittlerweile der Markt wieder verlassen bzw. sind in anderen Hochschulen / Hochschulverbünden aufgegangen.

Von den staatlichen Hochschulen (insbesondere den Universitäten) existiert eine nicht unerhebliche Anzahl teilweise schon seit dem 19. Jahrhundert bzw. sogar schon seit dem Mittelalter. Einige staatliche Hochschulen wurden auch kurz nach dem 2. Weltkrieg gegründet. Die Welle der (Fach-)Hochschulgründungen in den 60er und 70er Jahren ist deutlich erkennbar sowie die der (Neu-)Gründungen nach der Wiedervereinigung Deutschlands, Anfang der 90er Jahre.

Die Gründungsdaten der kirchlichen Hochschulen verteilen sich dagegen relativ gleichmäßig über die Zeit.

Studierende und Studienangebote

Die Anzahl der Studierenden je Einrichtung unterscheidet sich erheblich zwischen den privaten, kirchlichen und staatlichen Hochschulen. Wie das Balkendiagramm zeigt, fallen die meisten privaten Hochschulen in die Kategorie 500-999 Studierende. Über die Hälfte der kirchlichen Hochschulen hat dagegen weniger als 250 Studierende, 15 davon sogar weniger als 100 Studierende. Der überwiegende Anteil der staatlichen Hochschulen hat dagegen über 5.000 oder sogar über 10.000 Studierende.

Dies korrespondiert auch mit der Anzahl der Studienangebote je Hochschule: Private und kirchliche Hochschulen bieten selten mehr als 20 verschiedene Studiengänge an, die große Mehrheit der staatlichen Hochschulen dagegen über 20 Studiengänge. Über 60 staatliche Hochschulen (mehrheitlich Universitäten) bieten sogar über 100 Studiengänge an.

Hochschulen mit den meisten Studierenden nach Trägerschaft

Die nachfolgenden Tabellen zeigen die hinsichtlich ihrer Studierendenzahlen größten privaten, kirchlichen und staatlichen Hochschulen. Insgesamt gesehen ist die IU Internationale Hochschule mittlerweile die größte Hochschule in Deutschland, mit 116.296 Studierenden im Wintersemester 2023/24, gefolgt von den beiden staatlichen Einrichtungen FernUniversität Hagen (63.306 Studierende im WS 2023/24) und Technische Universität München (TUM) mit 53.910 Studierenden im Wintersemester 2023/24.

Studierende nach Fächergruppen

Bei den Hochschulen aller drei Trägerschaften stellen die Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften die größte Fächergruppe dar.

An den staatlichen Hochschulen werden die Ingenieurwissenschaften allerdings fast genauso häufig (29 % der Studierenden) studiert wie die Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. An privaten Hochschulen sind immerhin noch 14 Prozent der Studierenden den Ingenieurwissenschaften zuzuordnen.

An den kirchlichen Hochschulen belegen jeweils 13 Prozent der Studierenden Fächer aus dem Bereich "Medizin, Gesundheitswissenschaften" (z.B. Pflege) und geisteswissenschaftliche Fächer (z.B. Theologie).



Das Fächerspektrum unterscheidet sich allerdings nicht nur nach Hochschulträgerschaft sondern auch nach Hochschultyp, wie die unten stehenden Diagramme zeigen. Beispielsweise dominieren an kirchlichen Universitäten die Geisteswissenschaften (z.B. Theologie), während sie an kirchlichen HAW nur eine untergeordnete Rolle spielen.

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