In der deutschen IT-Branche herrscht, wie derzeit in vielen Bereichen, ein Fachkräftemangel. Laut Branchenverband Bitkom gab es 2021 rund 96.000 offene Stellen. Laut dem Jobmonitor der Bertelsmann Stiftung gehören die Stellenbeschreibungen „Softwarentwicklung – Experte“ und „IT-Anwendungsberatung – Experte“ mit jeweils über 25.000 Stellenausschreibungen im Oktober 2021 zu den Top 10 der meistgesuchten Berufe in Deutschland.
Im aktuellen DUZ Spotlight: IT-Fachkräfte – selbstgemachte Mangelware werden mit dem „Modell 42“ und der Code University Berlin zwei innovative Ansätze zur Verringerung dieses Mangels vorgestellt. In diesem DatenCHECK nehmen wir die auch im DUZ Spotlight kurz angerissenen Aspekte der Studienabschlüsse und des Frauenanteils unter Informatik-Studierenden genauer unter die Lupe.
Immer mehr Menschen studieren Informatik
Tatsächlich nehmen – nicht zuletzt aufgrund der guten Job-Aussichten – immer mehr Menschen in Deutschland ein Informatik-Studium auf. Zum „Studienbereich Informatik“ wurden vom Statistischen Bundesamt die Fächer Bioinformatik, Computer- und Kommunikationstechniken, Informatik, Ingenieurinformatik/Technische Informatik, Medieninformatik, Medizinische Informatik, Wirtschaftsinformatik zusammengefasst.
Vom WS 2008/09 bis zum WS 2019/20 stieg die Anzahl der Studienanfänger*innen laut Daten des Statistischen Bundesamtes kontinuierlich bis auf über 35.000 jährlich, obwohl die Studienanfängerzahlen insgesamt in Deutschland schon im WS 2011/12 ihren Höchststand hatten und seitdem tendenziell sinken. Seit dem WS 2020/21 schlägt sich dieser Gesamttrend auch in der Informatik nieder.
Auf die Gesamtzahl der Informatik-Studierenden hat sich der Rückgang der Studienanfänger*innenzahlen aufgrund der zeitlichen Verzögerung bisher noch nicht ausgewirkt. Hier ist im WS 2021/22 mit 253.540 Informatik-Studierenden ein Höchststand zu verzeichnen.
Dieser Trend zeigt sich auch in den einzelnen Bundesländern, mit besonders hohen Anstiegen in Thüringen, Bayern, Hamburg, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen.
Zu wenige Informatik-Studierende schließen ihr Studium erfolgreich ab
Letztlich entscheidend ist jedoch nicht die Zahl der Studierenden, sondern die der Studienabschlüsse bzw. Absolvent*innen. Auch wenn im IT-Bereich Studierende bereits bei entsprechenden Firmen beschäftigt sein können und es ggf. auch für diejenigen einen Arbeitsmarkt im IT-Sektor gibt, die ihr Informatik-Studium nicht vollständig abschließen, so ist doch die Anzahl der Studienabschlüsse eine entscheidende Größe für die Anzahl der hochqualifizierten Fachkräfte, die dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen.
Die unten stehende Tabelle zeigt nur die grundständigen, also zu einer ersten Berufsqualifikation führenden Abschlüsse, getrennt nach den verschiedenen Teilfächern des Studienbereichs und nach Abschlüssen an Universitäten und Hochschulen für angewandte Wissenschaften für das Studienjahr 2020.
Von den über 30.000 Informatik-Studienanfängerinnen und -Anfängern (im 1. Hochschulsemester) bleiben also etwa 18.000 Absolvent*innen grundständiger Studiengänge übrig. Das korrespondiert in etwa mit den Ergebnissen des Deutsche Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW), dass in seiner letzten Untersuchung zum Studienabbruch für die Informatik eine Studienabbruchquote von 42 Prozent und für die HAW / FH von 30 Prozent feststellte. Die Frage nach dem optimalen Hochschulzugang in Deutschland bleibt aktuell.
Der Frauenanteil im Studienfach Informatik steigt, bleibt aber noch ausbaufähig
Zumindest in Deutschland sind Informatik-Studierende zu einem sehr großen Teil männlich, obwohl zum WS 2021/22 die Mehrheit der Studierenden insgesamt erstmals weiblich war.
Das CHE hat sich bereits zwischen 2017-19 im BMBF-geförderten Projekt FRUIT: Frauen in IT mit der Frage auseinandergesetzt, ob und wie mehr Frauen für ein Informatikstudium gewonnen werden können. Einerseits im Hinblick auf die guten Arbeitsmarkt- und Verdienstchancen, die Frauen damit eröffnet werden (um den Gender-Pay-Gap ein Stück weit zu schließen) und andererseits, um genügend Fachkräfte für diese zukunftsträchtige Branche zu qualifizieren. Im Rahmen des Projektes wurden auch Handlungsempfehlungen erarbeitet:
Seit 2011 stieg der Anteil der Frauen unter den Informatik-Absolvent*innen, ziemlich kontinuierlich, von unter 15 auf über 22 Prozent an. Bei gleichbleibender Steigerung des Frauenanteils (7 Prozentpunkte in 10 Jahren) würde es allerdings noch 40 Jahre bis zur Geschlechterparität bei den Studienabschlüssen im Fach dauern.
Tatsächlich gibt es aber deutliche Unterschiede zwischen den verschiedenen Studienfächern, die wir in diesem DatenCHECK zum "Studienbereich Informatik" zusammengefasst haben. Im Fach Ingenieurinformatik / Technische Informatik liegt der Frauenanteil unter den Studierenden zum WS 2021/22 nur bei 16 Prozent, während in den Fächern Medizinische Informatik und Bioinformatik die Geschlechterparität fast schon erreicht ist.
In absoluten Zahlen gesehen studieren aber die meisten weiblichen Informatik-Studierenden - genau wie die männlichen - entweder einen allgemeinen Informatik-Studiengang oder Wirtschaftsinformatik. Unter den Studierenden des Teilfachs "Informatik" mit dem Abschlussziel "Lehramtsprüfung" liegt der Frauenanteil bei knapp 30 Prozent.
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