Dieser Beitrag beschäftigt sich mit dem Erfolg der Hochschulen und Bundesländer bei verschiedenen Bundesförderprogrammen für die Third Mission von Hochschulen.
Die im Juni 2024 von der Bundesregierung gekürten „Startup Factories“ (Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz) und die ebenfalls erst im Mai 2024 ausgewählten „Innovationscommunities“ der Deutschen Agentur für Transfer und Innovation (DATI) markieren einen bedeutenden Schritt zur Förderung der Third Mission in Deutschland. Zusammen mit dem aktuell bereits in der zweiten Runde laufenden Förderprogramm „Innovative Hochschule“, dem Wettbewerb „Gesellschaft der Ideen“ sowie den aktuell in Durchführung begriffenen Programmlinien „T!Raum“ und „WIR!“ aus dem BMBF Bereich Innovation & Strukturwandel wurde ein Paket geschnürt, das das Potential hat, die Third Mission an Hochschulen deutlich nach vorne zu befördern.
Die gezielte Förderung der Third Mission ist richtig und wichtig, denn seit Jahren wandelt sich die Hochschullandschaft immer weiter. Neben Lehre und Forschung tritt die Third Mission immer mehr in den Vordergrund. Sie umfasst Aktivitäten, die einen direkten wechselseitigen Austausch mit Wirtschaft, Gesellschaft und (lokaler) Politik ermöglichen. Darunter fallen beispielsweise Kooperationsprojekte zwischen Unternehmen und Hochschule und Citizen Science Projekte, aber auch Aktivitäten wie die Lange Nacht der Wissenschaft und andere Maßnahmen der Wissenschaftskommunikation bis hin zur Gründungsförderung. Third Mission schließt auch die Verbreitung der Ergebnisse und die Begleitung der Folgen und Wirkungen der verschiedenen Aktivitäten mit ein. Sie ist also sehr komplex und umfangreich.
Dieser Beitrag stellt die einzelnen Förderprogramme auf Bundesebene vor und beleuchtet ihre Bedeutung für die Third Mission der Hochschulen. Die gemeinsame Betrachtung der verschiedenen Förderungen zeigt zudem auf, welche Hochschulen in Deutschland besonders erfolgreich im Wettbewerb um Third-Mission-Fördergelder waren.
Die Förderprogramme für Third Mission im Überblick
Startup Factories: Mittels des Leuchtturmwettbewerbs Startup Factories soll der Aufbau hochschulnaher und gleichzeitig privatrechtlich organisierter und unternehmerisch geführter Gründungszentren vorangetrieben werden. 15 Projekte wurden im Juni 2024 bekannt gegeben und gehen nun in die Konzeptphase, um ihre Vorhaben weiterzuentwickeln. Aus diesen werden im ersten Quartal 2025 bis zu 10 Startup Factories ausgewählt, die danach über mehrere Jahre hinweg gefördert werden. Die Factories sollen überregionale und international sichtbare Leuchttürme werden, die eine Quelle innovativer Technologien und deren Transfer sind. Sie sollen in das regionale Startup Ökosystem eingebettet sein, klar outputorientiert agieren und effiziente Transferkanäle etablieren.
Innovationscommunities: Die im Mai 2024 bekannt gegebenen Innovationscommunities der DATI zeichnen sich durch eine langfristige Perspektive und eine flexible Gestaltung aus. Über einen Zeitraum von vier Jahren können nun 20 Communities eigenständig Innovationsthemen entwickeln und notwendige Partnerschaften aufbauen. Diese Initiative fördert nicht nur technologische, sondern auch soziale Innovationen, was die Breite der Innovationslandschaft in Deutschland reflektiert. Ko-kreative Zusammenarbeit der beteiligten Akteure stellt bedarfsorientierte Angebote zum Aufbau von Transferkompetenzen sicher. Durch die enge Zusammenarbeit zwischen den Akteuren sollen die Communities zur Entwicklung innovativer Lösungen für gesellschaftliche Herausforderungen beitragen. Das Interesse an der Ausschreibung war enorm: Über 480 Anträge gingen ein.
Innovative Hochschule: Im Mai 2022 gab das BMBF bekannt, das 55 Hochschulen zur Förderung in der zweiten Runde der Bund-Länder-Initiative Innovative Hochschule ausgewählt worden seien. 2023 begann die Förderperiode von bis zu fünf Jahren. Die Förderlinie soll Hochschulen darin unterstützen, sich in der Third Mission, insbesondere im Feld Transfer und Innovation, zu profilieren und ihre strategische Rolle im regionalen Innovationssystem zu stärken. Laut Bundesbildungsministerin Stark-Watzinger in der Pressemeldung zum Förderentscheid schafft die Förderung für die Hochschulen „auch eine ideale Basis, sich in den kommenden Jahren erfolgreich um eine Förderung bei der Deutschen Agentur für Transfer und Innovation DATI zu bewerben.“
T!Raum: Die Maßnahme T!Raum – TransferRäume für die Zukunft von Regionen ist eine von insgesamt vier Maßnahmen im Programm „Innovation & Strukturwandel“. Das Programm fokussiert auf strukturschwache Regionen in Deutschland, weshalb es einen Sonderfall unter den hier aufgeführten Förderlinien einnimmt: die federführende Einrichtung eines Antrages muss aus einer strukturschwachen Region kommen. T!Raum ist ein bemerkenswerter Ansatz. Durch die 2023 gestartete Maßnahme soll es Hochschulen und Forschungseinrichtungen ermöglicht werden, neuartige Transferinstrumente zu entwickeln und gemeinsam mit regionalen Partnern Innovationen schneller in die Region bringen und so den Strukturwandel positiv zu unterstützen. In den 12 geförderten Maßnahmen sollen Hochschulen und ihre regionalen Partner gemeinsam neue Ansätze für den Wissens-, Ideen- und Technologietransfer entwickeln und erproben. Dafür haben sie bis zu neun Jahre Zeit. Die Themen konnten sie frei wählen, sie sollten aber zum einen leistungsstarke Forschungsschwerpunkte der beteiligten Hochschulen und Forschungseinrichtungen widerspiegeln und zum anderen für die jeweilige Region zukunftsweisende Innovationspfade eröffnen.
WIR!: Auch die Programmlinie WIR! – Wandel durch Innovation in der Region gehört zum Programm „Innovation & Strukturwandel“. Sie soll den Anstoß für neue regionale Bündnisse und einen nachhaltigen innovationsbasierten Strukturwandel in allen strukturschwachen Regionen Deutschlands geben. Im August 2021 wurden 23 Bündnisse für die Umsetzungsphase ausgewählt. WIR! fokussiert auf breit angelegte regionale Bündnisse verschiedener Akteure, die gemeinsam Innovationsfelder identifizieren und mit neuen strategischen Ansätzen vorhandene Innovationspotenziale ihrer Region heben. Auch WIR! soll das Profil der Region stärken und neue Perspektiven für den Strukturwandel eröffnen. Die Förderdauer ist auf rund sechs Jahre ausgelegt.
Gesellschaft der Ideen: Bei dem im Vergleich zu den anderen aufgeführten Förderlinien kleinen Wettbewerb Gesellschaft der Ideen stehen Soziale Innovationen im Fokus. Da Soziale Innovationen unserem Verständnis nach ebenfalls zur Third Mission gehören, wird das Programm hier dennoch aufgenommen. Das Interesse an der Förderung war beeindruckend. Über 1.000 Ideen wurden in der ersten Phase des Wettbewerbs eingereicht, 30 davon erhielten einen „Ideenpreis“. Aus diesen wurden im August 2021 zehn Teams für eine Erprobungsphase gefördert, bevor im Februar 2024 vier Teams in die Praxisphase starten konnten und nun drei Jahre Zeit für die Umsetzung haben. Nicht nur Hochschulvertreter*innen konnten sich um Förderung bewerben. Dennoch sind in drei der vier finalen Vorhaben Hochschulen federführend dabei.
Bedeutung der Third-Mission-Förderung für die Hochschulen
Hochschulen spielen eine entscheidende Rolle in allen aufgeführten Programmen. Sie sind zentrale Akteure, Treiber und Initiatoren der Vorhaben. Ein Erfolg in den Programmen unterstreicht ihre Bedeutung als Motor für Innovation und Entwicklung. Hochschulen dienen als Brückenbauer zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Zivilgesellschaft.
Förderlinien wie die genannten sind für Hochschulen von essenzieller Bedeutung. Sie ermöglichen es Hochschulen, ihre Third Mission zu erfüllen und zu stärken und strategisch zu implementieren. Letztlich können solche Programme dazu beitragen, dass Hochschulen ihre Rolle als zentrale Akteure im Innovationssystem weiter ausbauen und festigen können.
Durch die Stärkung der Third Mission wird zudem ein gesellschaftlicher Mehrwert geschaffen. Viele Vorhaben adressieren aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen.
Es ist richtig, dass die Politik durch solche Fördermaßnahmen die Rolle der Hochschulen als gesellschaftliche Akteure stärkt und Projekte realisiert, die einen direkten Mehrwert für die Gesellschaft bieten. Dies führt auch zu einer Erhöhung der Sichtbarkeit und Akzeptanz der Hochschulen in der Gesellschaft, was zu einer stärkeren Verankerung der Hochschulen in ihrer Region und einer besseren Unterstützung durch die Öffentlichkeit führt. Hochschulen können so die an sie gerichteten Erwartungen besser erfüllen. Insgesamt tragen die Initiativen dazu bei, Deutschland als Innovationsstandort zu festigen und die Wettbewerbsfähigkeit auf globaler Ebene zu steigern.
Geförderte Hochschulen
Durch die Förderlinien die Third Mission werden insgesamt 146 Hochschulen in Deutschland und damit ein Drittel aller Hochschulen (ohne Universitätskliniken) unterstützt. Zwei Hochschulen aus den Niederlanden sind ebenfalls als Partner in Anträgen dabei. Die Zahl gilt, wenn nicht nur berücksichtigt wird, ob die Hochschule Hauptantragssteller ist, sondern auch, wenn sie als relevanter Partner in einem Antrag aufgeführt wird. Doch es gibt Unterschiede.
Die Universität Bremen ist an insgesamt fünf Anträgen beteiligt. Bei den Startup Factories ist sie Antragsstellerin, ebenso wie in zwei T!Raum Initiativen. Bei den Innovationscommunities gehört sie zwei Teams an.
Die TU Dresden kann auf immerhin vier erfolgreiche Beteiligungen verweisen. Bei T!Raum, WIR! einer Innovationscommunity und einer Startup Factory trägt sie jeweils die Verantwortung.
Zehn weitere Hochschulen können auf die Förderung in jeweils drei Projekten verweisen: Hochschule Bielefeld, Hochschule Coburg, TH Ostwestfalen-Lippe, HTW Berlin, TU Berlin, HTW Dresden, RWTH Aachen, Universität des Saarlandes, Universität Greifswald und die Leuphana Universität Lüneburg.
Einen Erfolg in mindestens zwei Vorhaben können 34 Hochschulen vorweisen. Das Gros der der insgesamt 148 Hochschulen, die eine relevante Rolle in den aufgeführten Förderlinien haben, kann auf zumindest eine Förderung verweisen.
Bundesländer im Vergleich
Nordrhein-Westfälische Hochschulen sind an insgesamt 36 Vorhaben in den Förderlinien beteiligt. Abgesehen von der sehr kleinen Förderlinie „Gesellschaft der Ideen“ sind sie in allen Förderlinien vertreten.
In Sachsen werden 20 Vorhaben unter Beteiligung lokaler Hochschulen durchgeführt. Berlin folgt mit 19 Projekten.
Auffällig ist die geringe Zahl an Förderungen in Sachsen-Anhalt. Lediglich die Universität in Halle-Wittenberg und die Universität Magdeburg hatten Erfolg in WIR!, bzw. T!Raum.
Wird statt der Anzahl von Projekten hingegen geschaut, wie viele der Hochschulen eines Bundeslandes mindestens eine Förderung erhalten, ändert sich die Reihenfolge beträchtlich.
In Bremen und Mecklenburg-Vorpommern erhalten jeweils 5 der 7 Hochschulen im Bundesland eine Förderung des Bundes im Third Mission Bereich. In NRW hingegen nicht einmal die Hälfte.
Sachsen ist sowohl bei der Anzahl an Projekten stark als auch hinsichtlich des prozentualen Anteils. Immerhin 57 % der Hochschulen des Bundeslandes sind an Vorhaben beteiligt.
In dieser relativen Betrachtung liegt Sachsen-Anhalt mit 18 % nur knapp hinter Brandenburg und Baden-Württemberg.
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